Was bedeutet Arbitrage?

Arbitrage ist eine wichtige Geschäftsstrategie, die nicht nur an den Börsen, sondern auch im Handel rege genutzt wird. Welche Bedeutung der Begriff hat, welche verschiedenen Varianten der Arbitrage es gibt und was die klassischen Beispiele für Arbitragegeschäfte sind, erfährst du in diesem Erklärtext.

Arbitrage: Bedeutung und Geschäftsmodell

In den Lehrbüchern findet man zur Erklärung von Arbitrage den folgenden Ausdruck:

Arbitrage ist das strategische Ausnutzen von Preisunterschieden.

Was soll das heißen? Arbitrage basiert auf der durchaus realistischen Situation, dass ein und dasselbe Produkt auf zwei Märkten zu unterschiedlichen Preisen gehandelt wird.

Nehmen wir als einfaches Beispiel Kartoffeln. Ich kaufe Kartoffeln bei meinem Händler für 2 Euro pro Kilo. Gleichzeitig kenne ich einen Ort bzw. Markt, auf dem ich die Kartoffeln für 4 Euro pro Kilo wieder verkaufen kann. Wenn ich eine große Menge an Kartoffeln kaufe (für 2 Euro) und sie komplett wieder verkaufe (für 4 Euro), dann habe ich ein Arbitragegeschäft durchgeführt.

Die wirtschaftliche Leistung der Arbitrage besteht also darin, Preisunterschiede zu entdecken und sie geschickt auszunutzen.

So funktioniert Arbitrage: Der Händler kauft auf Markt A ein Produkt zum günstigen Preis (linke Seite). Gleichzeitig verkauft er das Produkt auf dem Markt B, wo er einen höheren Preis erzielen kann (rechte Seite).
So funktioniert Arbitrage: Der Händler kauft auf Markt A ein Produkt zum günstigen Preis (linke Seite). Gleichzeitig verkauft er das Produkt auf dem Markt B, wo er einen höheren Preis erzielen kann (rechte Seite).

Was sollte man über die Arbitrage wissen?

Um die Bedeutung von Arbitrage komplett zu verstehen, sollte man noch einige Besonderheiten dieses Geschäftsmodells kennen.

Arbitrage ist theoretisch risikofrei.

Arbitrage ist in der Theorie komplett risikolos. Man kauft ein günstiges Produkt und verkauft es gleichzeitig zu einem höheren Preis. Im Prinzip kann dabei also nichts schief gehen.

In der Praxis funktioniert diese Annahme allerdings nicht.

Sowohl für den Kauf als auch für den Verkauf sind einige Schritte notwendig (z.B. Kaufverträge abschließen), sodass es zu Verzögerungen kommen kann. Es besteht also ein gewisses Risiko, das die Preise sich zwischendurch wieder ändern. Selbst an der Börse, wo schnelle Transaktionen üblich sind, kann etwas dazwischenkommen.

Arbitragegeschäfte sind immer kurzfristig.

Das Risiko von Arbitragegeschäften ergibt sich vor allem aus der zweiten Eigenschaft: Arbitrage ist grundsätzlich nur sehr kurzfristig möglich. Dieses Merkmal lässt sich folgendermaßen erklären:

Wenn ich auf dem ersten Markt sehr viele Produkte zum günstigen Preis kaufe, werden die Preise dort steigen. Schließlich geht die Nachfrage deutlich in die Höhe, sodass die Anbieter mit Sicherheit darauf reagieren werden.

Umgekehrt werden auf dem zweiten Markt mit den hohen Preisen plötzlich viel mehr Produkte verkauft – das Angebot steigt. Ein großes Angebot wiederum führt zu niedrigeren Preisen, da die Konkurrenz größer geworden ist.

Im Endeffekt passen sich die Preise der beiden Märkte also wieder an. Damit ist auch die Gelegenheit für Arbitragegeschäfte futsch.

Arbitrage kann auch kreditfinanziert sein.

Um hohe Gewinne durch Arbitrage zu machen, braucht es ein großes Startkapital. Schließlich müssen die Produkte erstmal gekauft werden, bevor sie teuer verkauft werden können.

Daher ist es denkbar und durchaus üblich, die Einkäufe über Kredite zu finanzieren. Diese Option ist besonders verlockend, weil die Arbitragegeschäfte theoretisch kein Risiko bergen.

Wie wir oben gesehen haben, sieht die Praxis aber anders auch. Entsprechend steigt das finanzielle Risiko bei kreditfinanzierter Arbitrage, da die Arbitrage-Gewinne auch die Zinskosten abdecken müssen.

An den Börsen wird Arbitrage immer schwieriger.

Arbitragegeschäfte funktionieren nur dann, wenn möglichst wenig Leute von den aktuellen Preisunterschieden wissen. Sobald viele Händler die Arbitrage nutzen, gleichen sich die Preise an und die Chance ist vertan.

In der modernen Börsenwelt ist jede Menge Technik im Einsatz, die auf der Suche nach Arbitrage ist. Wird sie gefunden, werden automatisch die entsprechenden Käufe ausgelöst. Auf diese Weise werden manuelle Arbitragegeschäfte extrem schwierig.

Arbitragegeschäfte: Welche Varianten sind denkbar?

Um die sehr breite Bedeutung von Arbitrage etwas zu gliedern, werden unterschiedliche Varianten unterschieden. Die wichtigsten Kategorien sind folgende:

Räumliche Arbitrage

In dieser Variante wird das Produkt auf zwei Märkten gehandelt, die geographisch voneinander getrennt sind. Beispielsweise könnte man in Asien ein Produkt günstig kaufen und in Europa zu einem höheren Preis verkaufen. Die Bedingung ist allerdings, dass die Arbitrage-Gewinne durch Transportkosten etc. nicht wieder zerstört werden.

Kulturelle Arbitrage

Dieses Modell ähnelt ein wenig der räumlichen Arbitrage, hat allerdings einen anderen Schwerpunkt. In Fall der kulturellen Arbitrage wird ausgenutzt, dass ein Produkt in manchen Kulturen einen hohen Wert besitzt, während es andernorts nur als minderwertige Ware angesehen wird.

Denkbar ist kulturelle Arbitrage etwa im Bereich der Lebensmittel: Während ein Nahrungsmittel in einer Kultur reichlich vorhanden und nur als Grundmittel eingestuft ist, könnte es in einer zweiten Kultur als seltene Delikatesse gelten.

Zeitliche Arbitrage

Die Form der zeitlichen Arbitrage ist streng genommen keine echte Arbitrage. Per Definition ist ein Arbitragegeschäft risikofrei, da zum selben Zeit gekauft und verkauft wird. Bei der zeitlichen Arbitrage wird hingegen angenommen, dass sich die Preise für ein bestimmtes Produkt künftig ändern werden.

Damit finden Kauf und Verkauf nicht mehr gleichzeitig statt. Auch das Risiko ist in diesem Fall deutlich höher, denn die Preise könnten sich unerwartet entwickeln.

Arbitrage: Beispiel Aktienhandel

Ein häufiger Anwendungsfall in der Praxis ist das Börsengeschäft. Man kann sich die Arbitrage dabei folgendermaßen vorstellen:

Ein Aktienhändler kauft Wertpapiere an der New Yorker Börse zu einem Kurs von umgerechnet 7,50 Euro – die unterschiedlichen Währungen lassen wir zur Vereinfachung weg. Zur gleichen Zeit verkauft er exakt dieselben Wertpapiere an der Frankfurter Börse. Dort steht der Kurs aktuell bei 8,00 Euro.

Durch das Arbitragegeschäft macht der Händler also einen Gewinn von 0,50 Euro pro Stück. Wenn er Wertpapiere im Umfang von 1,5 Millionen Euro kauft, ergibt das einen Gewinn von 100.000 Euro.

Gleichzeitig beginnt die Preisanpassung: In New York ist die Nachfrage durch die Arbitragegeschäfte gestiegen. Entsprechend steigt auch der Kurs, sagen wir auf 7,75 Euro. Gleichzeitig fällt der Kurs in Frankfurt, da plötzlich ein sehr großes Angebot vorhanden ist. Auch dort ergibt sich ein neuer Kurs in Höhe von 7,75 Euro.

Sobald sich die Preise eingependelt haben, ist Arbitrage nicht mehr möglich.

Arbitrage: Beispiel Rohstoffhandel

Stellen wir uns einen Kaufmann vor, der mit Lebensmitteln handelt. Für ihn könnte ein Arbitragegeschäft folgendermaßen aussehen:

Der Händler kauft Fleisch bei einem europäischen Schlachthof. Da Fleisch und Wurst hierzulande Standard auf dem Esstisch sind, liegen die Preise bei 15 Euro pro Kilogramm. Anschließend verschifft er die Lebensmittel in verschiedene Schwellenländer. Dort ist Fleisch seltener und wertvoller, sodass er einen Preis von 30 Euro pro Kilogramm aufrufen kann.

Er erzielt also einen Rohgewinn von 15 Euro pro Kilogramm Fleisch. Davon müssen anschließend noch verschiedene Kosten (z.B. für den Transport) abgezogen werden. Am Ende bleibt dennoch ein klassischer Arbitragegewinn.

In diesem Fall handelt es sich um räumliche und gewissermaßen auch kulturelle Arbitrage.

Torben Naujokat, Gründer von Modulearn

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