Der Weg zum Abschluss des IHK-Fachwirts ist weit. Egal, ob Handelsfachwirt, Wirtschaftsfachwirt oder eine andere Weiterbildung: der Schlüssel zum Erfolg ist immer die Konstanz.

Du musst über einen langen Zeitraum regelmäßig lernen. Du musst deine knappe Zeit optimal nutzen. Und du darfst dabei weder Job noch Alltag vernachlässigen.

Früher oder später wird eine Phase kommen, in der dir genau diese Herausforderung richtig schwerfällt. Die Motivation ist weg, die Disziplin schwächelt und die Konzentration ist auf dem Tiefpunkt.

Wie kann man diese Schwächephase verhindern oder zumindest abfedern?

Die klare Antwort: mit Routine. Wenn du es schaffst, das regelmäßige und effektive Lernen zur Gewohnheit zu machen, wirst du auch in harten Phasen „automatisch“ lernen und nicht nachlassen.

Erste Tipps, wie das gelingen kann, habe ich dir schon in einem früheren Artikel über Gewohnheiten gezeigt. Nun möchte ich das Thema mit dir vertiefen.

Dazu habe ich für dich 7 zentrale Erkenntnisse aus dem Buch „The Power of Habit. Why we do what we do and how to change“ von Charles Duhigg* (auch als deutsche Übersetzung* erhältlich) zusammengefasst. Mit diesem wissenschaftlich fundierten Klassiker lassen sich Routinen verstehen und gezielt verändern.

Lass uns loslegen mit den 7 besten Fakten, wie du leichter Lernen kannst und Routine für deine Weiterbildung ausnutzt.

#1 Die Basis: Wie funktionieren Routinen?

Um Routinen zu etablieren oder zu verändern, muss man sie erstmal verstehen. Charles Duhigg beschreibt sie als einen Ablauf aus drei Komponenten: Auslöser, Routine und Belohnung. Die Routine kommt also nicht aus heiterem Himmel, sondern wird immer durch etwas getriggert. Wenn wir die Belohnung erhalten haben, dann ist der Kreislauf abgeschlossen.

Der typische Ablauf einer Routine: Der Auslöser startet die Routine, die am Ende zu einer Belohnung führt.

Ein klassisches Beispiel: Ein Raucher fühlt sich gestresst (Auslöser), greift zur Zigarette (Routine) und fühlt sich anschließend besser (Belohnung). Das Ganze funktioniert auch im positiven Sinne: Ein Manager steht morgens auf (Auslöser), geht seine gewohnte Runde joggen (Routine) und fühlt sich hinterher fit für den Tag (Belohnung).

Dabei können sowohl Auslöser als auch Belohnung völlig unterschiedlich ausgeprägt sein. Auslöser können optische Reize sein, Uhrzeiten, das Verhalten anderer Menschen und so weiter. Als Belohnung kommen beispielsweise Gefühle in Frage (positiv oder negativ), konkrete Dinge wie Geld, soziale Anerkennung oder einfach das Abhaken einer To-Do-Liste.

Gefestigt wird der Routine-Ablauf durch eine vierte Komponente: das Verlangen. Wenn eine gewohnte Handlung häufig genug ausgeführt wurde, führt der Auslöser direkt zu einem konkreten Bedürfnis. Wir brauchen hier und jetzt die Belohnung, die es sonst auch immer gab.

Nach einer Weile wird der Routine-Prozess durch das Verlangen ergänzt, das der Gewohnheit die Basis gibt.

Dieser Aspekt macht es so schwer, schlechte Angewohnheiten loszuwerden. Er ist aber auch die Basis dafür, gute Routinen zu etablieren und eine Handlung zu automatisieren. Das Ziel ist es also, das Lernen zu einer Routine zu machen, die positive Gefühle auslöst und nach der du ein Verlangen entwickelst. Wie das funktioniert, schauen wir uns in den nächsten Punkten an.

Übrigens: Jeder Mensch führt täglich unzählige Routinen aus, zum Beispiel Zähne putzen, Schuhe anziehen, bei roter Ampel stehen bleiben (oder zumindest vorsichtig sein), ständig aufs Handy schauen und so weiter.

Unser Gehirn braucht diese automatischen Prozesse. Müsste man für jede banale Entscheidung nachdenken und bei jedem Sinnesreiz aktiv eine Reaktion überlegen, wären wir permanent völlig überfordert.

#2 So baust du eine neue Routine auf

Der klassische Routine-Ablauf sollte immer die Basis sein, wenn du eine neue Gewohnheit etablieren möchtest. Er hilft dir dabei, alle notwendigen Faktoren zu definieren und anzuwenden.

Nehmen wir mal an, du möchtest jeden Morgen vor der Arbeit eine halbe Stunde für deinen Fachwirt lernen. Damit steht deine Routine bereits fest: 30 Minuten lernen. Nun brauchst du noch einen klaren Auslöser und eine schöne Belohnung.

Auslöser könnte beispielsweise die Uhrzeit sein. Jeden Morgen um 6.30 Uhr setzt du dich an den Schreibtisch und legst los. Verstärken kannst du den Effekt durch einen optischen Reiz: Lege die Bücher schon abends auf den Tisch, damit du morgens wirklich nicht daran vorbeikommst.

Welche Belohnung du auswählst, hängt ganz von dir ab. Möglicherweise reicht dir eine Liste, auf der du jeden Tag einen Haken machst, sobald du die Lerneinheit beendet hast. Für den Anfang ist aber eine handfeste Belohnung zu empfehlen: ein Cappuccino, dein Lieblingsfrühstück oder 10 Minuten Zeit zum Nachrichten lesen.

Pass bitte auf, dass du keine Belohnung nimmst, die dir auf Dauer neuen Ärger einbrockt. Wenn du dich mehrmals am Tag mit Süßigkeiten belohnst, meldet sich irgendwann das schlechte Gewissen, weil du zu viel naschst. Das ist auch nicht Sinn der Sache.

#3 In harten Zeiten durchhalten

Selbst mit guter Planung ist es schwierig, eine neue Routine zu etablieren. Gerade in der Anfangsphase kommt schnell mal etwas dazwischen und du lässt die Pläne schleifen. Auch dafür bietet Charles Duhigg einen klaren Tipp: Sei auf kritische Situationen vorbereitet!

Mach dir von Beginn an klar, was dich an der Ausführung deiner neuen Routine hindern könnte.

Bei unserem Beispiel „Morgens 30 Minuten lernen“ wären das etwa Müdigkeit, keine Lust oder kurzfristige Termine.

Nun überlegst du dir, ebenfalls im Voraus, wie du in diesen schwierigen Situationen reagieren willst. Wenn ein Termin im Weg ist, könntest du die Routine zeitlich etwas verschieben (früher oder abends nach der Arbeit). Wenn die Motivation fehlt, hilft oft ein klarer Fokus auf deine Belohnung. Denke intensiv daran, um das Verlangen danach zu verstärken.

Übrigens: Wenn du deine Pläne und mögliche Hindernisse präzise aufschreibst, erhöhst du die Erfolgschancen sehr deutlich. In „The Power of Habit“ finden sich sogar wissenschaftliche Tests, die diese Methode bestätigen.

#4 Wann ist eine Routine fest verankert?

Jetzt ging es die ganze Zeit darum, wie eine Routine aufgebaut wird und wie hart dieser Prozess sein kann. Aber wann ist eine Gewohnheit denn endlich fest etabliert?

Entscheidender Faktor ist das Verlangen. Wenn du bereits beim Auslöser das dringende Verlangen nach deiner Belohnung verspürst, ist das ein sehr gutes Zeichen. Es wird eine Weile dauern, bis du diesen Zustand erreichst, aber du solltest daran festhalten.

Entwickle kontinuierlich ein Verlangen danach, erfolgreich zu lernen und dich dafür zu belohnen.

Routinen haben nämlich noch eine weitere wichtige Eigenschaft: Sie verschwinden niemals ganz, sondern können nur unterdrückt oder durch eine andere Gewohnheit ersetzt werden (siehe #5). Das ist toll für positive Routinen, aber auch schwierig bei schlechten Angewohnheiten.

#5 Nimm deine alten Routinen als Vorlage

Mit Hilfe des Wissen aus „The Power of Habit“ kannst du nicht nur neue Routinen aufbauen, sondern auch alte Gewohnheiten ändern und nach deinen Wünschen formen. Dazu solltest du wieder auf dem regulären Routine-Ablauf aufbauen.

Nehmen wir mal folgendes Beispiel. Bisher verläuft dein Abend so: Du kommst gestresst nach Hause und setzt dich direkt vor den Fernseher, um den Kopf zu entspannen. Alternativ kannst du natürlich auch Netflix oder Youtube nehmen. Dann wäre der Zyklus folgender:

  • Auslöser: Stress und Feierabend
  • Routine: Fernsehen
  • Belohnung: Freier Kopf

Der beste Weg, diese schlechte Angewohnheit zu verbessern, besteht darin, nur die Routine auszutauschen, aber Auslöser und Belohnung möglichst beizubehalten. Mit Blick auf deine Weiterbildung könntest du etwa versuchen, Sport statt fernsehen zu etablieren.

Konkret bedeutet das: Statt dich auf die Couch zu setzen, sollten deine Sportsachen schon bereit liegen, damit du direkt mit deinem Workout beginnen kannst. Als Belohnung wirst du nach wie vor einen freien Kopf bekommen und nebenbei noch deine Konzentration gesteigert haben.

Kleiner Tipp aus der Praxis: Mache es dir möglichst einfach, mit dem Sport zu starten und möglichst schwer, den Fernseher einzuschalten. Die Sportklamotten sollten also gut sichtbar sein, die Fernbedienung schwer erreichbar (z. B. im Schrank und ohne Batterien darin).

#6 Ohne Zuversicht wirst du scheitern

Die von Charles Duhigg zitierten Untersuchungen haben noch eine weitere, wichtige Erkenntnis hervorgebracht: Wer wenig Hoffnung auf Erfolg hat, wird voraussichtlich scheitern.

Du kannst das Lernen also nur zur Routine machen, wenn du wirklich daran glaubst, dass es klappt. Wenn du davon nicht überzeugt bist, solltest du dringend deine Pläne überdenken.

Ganz konkret ist es hilfreich, dir erstmal kleine und realistische Ziele zu setzen. Nimm dir nur 15 Minuten Lernen am Tag vor, nicht gleich morgens, mittags, abends mindestens 1 Stunde. Wenn du dich im ersten Schritt sicher fühlst, kannst du den zeitlichen Rahmen immer noch ausbauen.

Darüber hinaus kannst du dir Unterstützung von außen holen. Frage Freunde, Familie oder andere Teilnehmer deiner Weiterbildung, ob ihr gemeinsam an euren Zielen arbeiten wollt. Kontrolliert und motiviert euch gegenseitig, dann klappt es auch mit der Zuversicht und der Routine beim Lernen.

#7 Finde deine „Keystone Habits“

Mit dem letzten Trick aus Charles Duhiggs Buch bist du auf einem guten Weg, dein gesamtes Leben positiver zu gestalten. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es gewisse „Keystone Habits“ gibt, also eine besondere Art von Schlüsselroutinen.

Sie sorgen dafür, dass du nicht nur in einem konkreten Bereich eine Gewohnheit entwickelst, sondern sie strahlen auch auf andere Herausforderungen ab. Studien konnten etwa zeigen, dass jemand, der sich regelmäßig zum Sport aufrafft, mit der Zeit auch gesünder isst, weniger Fernsehen schaut und ausgeglichener ist.

Welche konkrete Gewohnheit als Schlüsselroutine dient, kann sehr unterschiedlich sein. Möglich ist auch das Führen eines Haushaltsbuches oder eben regelmäßiges Lernen. Sport ist lediglich der Klassiker, der sich für viele erfolgreiche Menschen bewährt hat.

Das zentrale Merkmale einer Schlüsselroutine ist immer gleich: Sie bringt permanent kleine Erfolge und Fortschritte.

Das kann eine bessere Kondition sein, mehr Wissen und Sicherheit beim Lernen oder gespartes Geld durch geschickte Entscheidungen. Diese positiven Erfahrungen führen dazu, dass wir andere Bereiche verbessern (bewusst oder unbewusst).

Fange also klein an und konzentriere dich auf einen Bereich bzw. eine Routine. Mit der Zeit kannst du dich steigern und wirst ohne große Anstrengung auch andere Herausforderungen meistern.

Werde Schritt für Schritt zum routinierten Lerner

Am besten beginnst du noch heute mit der Umsetzung dieser 7 Erkenntnisse, wie du effizientes Lernen zur Routine machst. Je früher du damit beginnst, desto fester sind deine Routinen, wenn die nächste Schwächephase kommt.

Schau dir zuerst deinen Alltag an und suche gezielt nach bisherigen Routinen und nach Möglichkeiten, eine neue Gewohnheit zu etablieren. Orientiere dich dabei am Routine-Ablauf aus Auslöser, Routine und Belohnung in Kombination mit Verlangen. Analysiere genau, was deine Auslöser und Belohnungen sind. Manchmal sind es nicht die offensichtlichen Faktoren, sondern versteckte Effekte.

Schreibe dann deine Pläne auf, welche Gewohnheiten du etablieren willst. Bereite dich auf mögliche Schwierigkeiten vor und führe unbedingt eine Liste, wie erfolgreich du warst. Das gibt den Extraschub an Motivation. Anschließend brauchst du nur noch Zuversicht und etwas Disziplin für die Anfangsphase.

Los geht’s! Mach dich selbst zum routinierten Lerner auf dem Weg zur Top-Abschlussprüfung!

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