Auf den ersten Blick wirkt Multitasking wie eine wahnsinnig verlockende Lösung: Statt nur eine Aufgabe zur Zeit zu erledigen, stürzt du dich auf zwei oder mehr Themen parallel. Und schon hast du in derselben Zeit mindestens die doppelte Arbeit hinter dich gebracht. Super!

Aber ist das wirklich so einfach? Wie gut funktioniert Multitasking in der Praxis?

Diese Frage möchte ich dir in diesem Artikel beantworten, denn internationale Wissenschaftler haben längst eindeutige Ergebnisse rund um das Multitasking erarbeitet. Dennoch halten sich die verschiedensten Mythen und Meinungen hartnäckig.

Lass uns gemeinsam schauen, welches Wissen die Forschung bereit hält und welche Schlussfolgerungen du daraus für deinen Lernstil ziehen kannst.

Was sagt die Wissenschaft zum Multitasking?

Eigentlich ist es egal, welche psychologische Studie zum Multitasking man sich anschaut; das Ergebnis ist eindeutig:

Menschen sind nicht in der Lage, mehrere Dinge parallel zu tun und ihnen die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen.

Man kann nicht gleichzeitig telefonieren und Auto fahren.

Man kann nicht gleichzeitig lernen und fernsehen.

Man kann nicht gleichzeitig ein Gespräch führen und schauen, was es Neues bei Instagram gibt.

Der Grund für diese vermeintliche Einschränkung ist in der Arbeitsweise unseres Gehirns zu finden. Verschiedene Bereiche des Hirns sind jeweils für bestimmte Tätigkeiten zuständig, zum Beispiel für das Treffen von Entscheidungen.

Wenn eine Hirnregion beschäftigt ist, wird dieser Bereich für andere Prozesse blockiert. Beginnst du dennoch eine zweite Aufgabe, die das gleiche Hirnareal beansprucht, kommt es sofort zum Konflikt.

Da die beiden Tätigkeiten nicht parallel laufen können, beginnt das Gehirn blitzschnell zwischen den Aufgaben hin- und herzuspringen. Jedes Thema bekommt kurz die volle Aufmerksamkeit; dann ist die andere Aufgabe dran.

Dadurch bekommen wir den Eindruck, dass wir sehr wohl in der Lage seien, zwei Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Leider zeigen wissenschaftlichen Studien eindeutig, dass das nur ein Trugschluss ist.

Stattdessen schaden wir uns selbst mit dem Versuch, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen.

5 Gründe, warum du Multitasking gar nicht erst probieren solltest

Solltest du dennoch versuchen, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, zwingst du dein Gehirn, ständig zwischen den Themen hin- und herzuspringen. Dieser Prozess kostet jedes Mal sehr viel Energie und verringert die Leistungsfähigkeit deines Gehirns. Letztlich wird dein Gehirn überfordert und du schaffst keine der Aufgaben richtig.

Stattdessen führt das vermeintliche Multitasking zu jeder Menge Fehlern. Laut einer Studie der Michigan State University reichen bereits 3 Sekunden Ablenkung von einer Aufgabe aus, um die Fehlerquote um ganze 50 Prozent zu erhöhen.

Auch langfristig richtet das Multitasking mehr Schaden an, als dass es dir bei deinen Aufgaben oder beim Lernen hilft. Wissenschaftler aus Stanford haben in einer spannenden Studie zwei Personengruppen verglichen.

Die eine Gruppe zeichnete sich dadurch aus, dass sie im Alltag häufig mehrere Dinge parallel erledigen muss. Die zweite Gruppe hingegen kann sich in der Regel auf nur eine Aufgabe fokussieren.

In verschiedenen Tests wurde die kognitive Leistungsfähigkeit der beiden Gruppen verglichen. Dabei schnitten die „Multitasker“ immer schlechter ab:

  • Ihnen gelang es nicht, wichtige von unwichtigen Aufgaben zu unterscheiden. Aus Gewohnheit versuchten sie, alle Aufgaben gleich zu behandeln.
  • Das Erinnerungsvermögen der Multitasking-Gruppe war deutlich schlechter.
  • Schließlich litt auch die Konzentrationsfähigkeit durch das häufige Parallelarbeiten. Der Gruppe gelang es nur sehr schlecht, sich auf eine konkrete Aufgabe zu fokussieren und andere Themen auszublenden, die erst später bearbeitet werden sollen.

Die Studie zeigte also sehr deutlich:

Wer häufig versucht, mehrere Aufgaben parallel zu erledigen, weist große Schwächen in der geistigen Leistungsfähigkeit auf.

Ob diese Schwächen angeboren sind und nur gemeinsam mit dem Multitasking auftreten oder durch das versuchte Multitasking erst ausgelöst werden, konnten die Forscher nicht eindeutig nachweisen.

Unter dieser Voraussetzung funktioniert Multitasking

Ist Multitasking deshalb immer eine schlechte Idee? Nicht ganz, denn es existiert ein Anwendungsfall, bei dem das Gehirn tatsächlich zwei Tätigkeiten parallel verarbeiten kann. Folgende Voraussetzung muss dazu erfüllt sein:

Eine der beiden Aufgaben läuft automatisch als Routine ab. Die zweite Tätigkeit kann hingegen hohe Konzentration erfordern.

Dieses Phänomen kennst du aus vielen Alltagssituationen. Du kannst dich beispielsweise mit einem Freund unterhalten (Konzentration erforderlich) und gleichzeitig gehen (reine Routine). Du kannst gleichzeitig den Haushalt erledigen (reine Routine) und Radio hören (Konzentration erforderlich).

Es ließen sich noch viele weitere Beispiele nennen, in denen das Multitasking funktioniert. Wir wollen uns aber lieber einer wichtigeren Frage widmen:

Was bedeutet das Wissen zum Multitasking für deinen Lernstil?

Du weißt bereits, dass Multitasking nicht funktioniert und du es am besten gar nicht erst probieren solltest. In der Regel führt das nur zu Fehlern und schwachen Leistungen. Einzige Ausnahme: Eine der beiden Tätigkeiten läuft als Routine ab.

Zum Abschluss wollen wir uns der Frage widmen: Wie kannst du dieses Wissen nutzen, um optimal zu lernen? Multitasking weglassen ist sicherlich eine Möglichkeit, aber wie kann das funktionieren? Und wie nutzt du das Multitasking geschickt zum Zeit sparen?

Ich möchte dir drei konkrete Ansätze empfehlen:

#1 Genaue Planung, auch für dein Gehirn

Ich halte einen detaillierten Lernplan aus verschiedenen Gründen für unverzichtbar. Einerseits kannst du damit sicherstellen, dass du bis zur Prüfung alle Inhalte bearbeitet hast. Andererseits schaffst du dir eine klare Ordnung im Gehirn.

Wenn du im Voraus genau definiert hast, wann du welche Aufgaben erledigst, entsteht gar nicht erst die Gefahr, dass du Multitasking versuchst. Wenn ein Thema auf der Agenda steht, fokussierst du dich ausschließlich darauf. Alles andere kannst du ausblenden, denn dafür stehen andere Zeiten in deiner Planung.

Multitasking ist keine Option mehr.

#2 Ruhe, Ruhe, Ruhe

Schaffe dir klare Freiräume zum Lernen, in denen du dich von allen sonstigen Dingen abschottest: Leg dein Handy an einen anderen Ort. Bitte deine Familie oder Mitbewohner, dich für eine Weile komplett in Ruhe zu lassen (auch nicht „nur mal ganz kurz“ stören). Öffne nur solche Programme am PC, die du wirklich zum Lernen brauchst.

Diese Abschottung ist ein unverzichtbarer Faktor für erfolgreiches und vor allem effizientes Lernen. Übe dich ständig darin, damit du bis zur Abschlussprüfung ein Meister der Konzentration wirst.

#3 Spare Zeit mit gezieltem Multitasking

Du hast vorhin eine Konstellation kennengelernt, in der Multitasking funktioniert: Eine der beiden Tätigkeiten muss routiniert ablaufen.

Diese Möglichkeit solltest du nutzen, um neue Lernzeiten zu gewinnen. Immer wenn du eine Routineaufgabe erledigst, kannst du nebenbei lernen. Hier sind ein paar Beispiele:

  • Wenn du mit dem Auto unterwegs bist, kannst du Audio-Aufnahmen hören. Entweder verwendest du gekaufte Inhalte oder du sprichst dir deine eigenen Lerntexte ein. Mit einem Smartphone ist das überhaupt kein Problem mehr.
  • Schaue Lernvideos an, während du deine Wäsche bügelst oder die Fenster putzt.
  • Nimm deine Karteikarten mit, wenn du im Park spazieren gehst oder dich sonnen möchtest. Dann kannst du immer mal wieder auf deine Texte schauen und nebenbei lernen.

Schau dich in Ruhe in deinem Alltag um, wo sich Routineaufgaben finden, die in erster Linie Zeit kosten. Überlege dir dann einen Weg, wie du diese Tätigkeiten mit dem Lernen verknüpfen kannst.

Fokus statt Multitasking

Wenn du effizient für deine Weiterbildung lernen möchtest, sind klare Lernzeiten mit absolutem Fokus immer noch die beste Variante. Mit dem Wissen über das Multitasking kannst du dir zusätzliche Zeit zum Lernen schaffen und lästige Routineaufgaben mit sinnvollem Lernen verbinden. Mit diesen beiden Ansätzen steht der erfolgreichen Abschlussprüfung nichts mehr im Weg.

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